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Beitrag vom 05.12.2005
Checkpoint Charlie
Karin Effing
Im Rahmen des "Friends in Exile Programms der Friends of Italian Opera" zeigen die "Friends" ein unerschrockenes Stück über emotionale Kämpfe sowohl in der Liebe als auch im Krieg.
Dass der Berliner Grenzübergang Checkpoint Charlie mehr als nur ein historischer Ort ist, wird in Jesta Phoenix´ neuem Stück sehr schnell klar: Die Lebensläufe ihrer Figuren ziehen quasi in elliptischen Bahnen um diesen Namen, in dem II. Weltkrieg und Kalter Krieg symbolisch ineinander fallen. Die große Unbeschwertheit, mit der sich das Stück seiner Thematik nähert, verdankt es einem wilden Mix von Charakteren. Scheinbar nahe liegend der Beginn - mit der ergreifenden Offenheit einer russischen Großmutter, die im II. Weltkrieg als Soldatin kämpfte - landen wir schnell auf dem Kampfschauplatz ganz heutiger Emotionen: Während ihr Enkel versucht, das Mädchen Lily für sich zu gewinnen, hat Lily nur den Wunsch, zur Armee zu gehen. Lilys Hippie-Mutter versucht diesen Wunsch nachzuvollziehen - was ihr bei aller Toleranz nicht so recht gelingen will. Und dann ist da noch der alte amerikanische Army-Veteran, der immer wieder auftaucht und uns mit seinen Legenden und ironischem Witz versorgt - und es vielleicht schafft, uns seinen Devotionalien-Ramsch zu verkaufen.
Checkpoint Charlie schafft es auf eine unvoreingenommene Art, die Frage zu stellen, warum junge Menschen sich entscheiden, Soldat zu werden und gleichzeitig jede Autorität infrage stellen. Und erzählt über die innere Stärke und den Mut, zu denen wir in der Lage sind, wenn wir die Integrität der anderen wie die eigene wahren.
Bühnenbildner Moss Fitzpatrick hat ein Set von brillanter Einfachheit geschaffen, angesiedelt zwischen Hightech und "funky garage chic", die Atmosphäre aufgeladen mit Vorkriegs-Popsongs aus drei verschiedenen Ländern. Die amerikanische Regisseurin Priscilla Be wird die Uraufführung von Checkpoint Charlie für das English Theatre Berlin Friends of Italian Opera in Szene setzen. Nach der Oberbaumbrücke (2003) und dem Berliner Fernsehturm (2004) ist der Checkpoint Charlie der dritte Ort, dem sich Friends of Italian Opera im Rahmen ihres Ost-West-Projektes für Berliner Schüler widmen. Natürlich in englischer Sprache.
Der Abend ist Teil des Friends in Exile Programms der Friends of Italian Opera. Während des Umbaus der neuen Spielstätte in der Fidicinstraße 40 werden Friends mit ihren Inszenierungen und Gastspielen in andere Theater ausweichen. Die Vorstellungen von Checkpoint Charlie finden deshalb in der "Pumpe" statt.
Premiere: 7. Dezember, 11 Uhr
Weitere Vorstellungen: 8. - 9. Dezember, 11 Uhr
Die Pumpe
Lützowstraße 42
Berlin
Empfehlung: für die Altersklassen 13 bis unendlich alt
Reservierungen:
Fon: 30 / 691 12 11 und
Karten : 6 Euro
The Friends im Netz unter www.thefriends.de